Zum Inhalt springen

ein forenimport


Empfohlene BeitrÀge

aus www.doder.org (Rollenspieltreff in MĂŒnchen).

Die Story ist extrem erheiternd, da kann man die paar zeichensatzfehler schon verzeihen:

Deine Freunde, direkt von Gott gesandt...

Vor nicht allzu langer Zeit spielte sich an einem nicht allzu ereignisreichen Tag folgende Szene vor meiner TĂŒr ab:

9:45 Uhr: Ich komme grade aus der uni nach Hause und freue mich auf den Nachmittag...es steht eine Zahnarzt-Behandlung an, ich soll doch bitte um 12:00 bei der Chefsadistin vorstellig werden. Um den ganzen Frust ĂŒber den Zustand meiner Kauleiste zu vergessen dachte ich mir ich könnte meine "Skills" ein wenig verbessern. Ergo: Compi an, Windoof fĂ€hrt hoch, UT2003 lĂ€uft an. Server startet, 3...2...1...Figh <Das wenig melodische TĂŒrklingeln ĂŒbertönt den Rest des Satzes>

<Grrr...ach was, wird nicht wichtig sein...>

Drei Schritte und einen Waffenwechsel sowie zwei Frags spĂ€ter klingelt es abermals...zu dumm aber auch das man von draussen sehen kann, wenn drinnen eine TĂŒr auf steht...ich werde wohl ab sofort den TĂŒrspion mit einem Silberspiegel andampfen mĂŒssen.

Ich bin dumm genug die TĂŒr auf zu machen...es stehen zwei Frauen davor...die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe. Da ich nicht sehr viel rauskomme machen mich Frauen vor meiner TĂŒr generell schon mal stutzig.

"Guten Tag, wir wĂŒrden gerne zu Tatyana." <Uff, sieht so aus als könnt ich diese Runde noch zu Ende spielen> Antwort von mir: "Die ist im Moment leider nicht da..." deute dabei auf die verschlossene TĂŒr meiner Nachbarin, auf der ein Poster mit dem ZĂ€hnefletschen eines Rottweilers prangt. Grade als ich dem Impuls in meinem Arm nachgeben will der die TĂŒr zudonnern möchte beugt sich die eine von den beiden (ich nenn sie mal die Beichttante, weil sie diese Valiumstimme hat, die in jedem schlechten Krimmi sagt: Vater ich habe gesĂŒndigt.) in Richtung des Namensschildes und fĂŒgt hinzu "...aber zu ihnen wĂŒrden wir auch gerne, Herr Schönfeld." <NEIN, BEI GOTT DAS WILLST DU NICHT!!!> Betont höflich öffne ich die TĂŒr wieder einen Spaltbreit, grade so weit das sie den Map-Soundtrack von FacingWorlds III hören kann...scheint sie nicht zu interessieren.

"Wir möchten gerne mit ihnen reden und fragen ob wir sie fĂŒr unsere Glaubensgemeinschaft begeistern können."

<MIST>

Immernoch eiskalt höflich erwidere ich: "Nein, ich glaube das wird nix, ich glaube nÀmlich an etwas völlig anderes."

Beichttante scheint das egal zu sein, Hauptsache jemand redet mit ihr:" Welchen Glauben haben sie denn?"

Die andere hat bisher nichts gesagt, scheint das Backup zu sein, wenn Beichttante nichts mehr einfÀllt...

Langsam macht mir das Spass, mal sehen wie schnell ich das blond gelockte Backup zu einem Statement bringen kann.

Also sage ich: "Ich bin ein AnhÀnger des Shintaoismus."

<Wenn sie jetzt sagt, dass sie davon gehört hat lache ich sie aus...oder bring sie mal zu nem RSP-Treffen mit.>

Beichttante zieht erstaunt eine Braue hoch: "Was ist denn da das zentrale Dogma?"

<Das du hÀsslich bist...>

Langsam komme ich in Fahrt: "Man glaubt da an mehrere Götter" erfinde ich da schnell. "So ungefÀhr 2000."

Ein perplexes "Aha." ist die Antwort. Bevor ich damit das GesprÀch als beendet betrachten kann hÀngt sie dran: "und warum glauben sie daran?"

<Weil es mir normalerweise solche Pflifteln wie euch vom Leibe hÀlt>

"Ich finde den Glauben einfach gut. Es verhindert, das man sich in kleinen, kindischen Konflikten verliert und sich mehr auf die wesentlichen Dinge konzentriert: Wenn man 2000 Götter um sich hat, ist es schwierig sich einen Glaubenskrieg wegen eines Gottes auf den Hals zu hetzen."

Beichttante guckt mich etwas verstört an: "Sie glauben also, das Religion nur Kriege hervorruft?"

Ich schau genauso verstört zurĂŒck: "Sehen sie keine Nachrichten?"

Beichttante's Gesichtsfarbe sinkt um 200nm ins rötliche: "Aber schauen sie doch, Gott hat uns einen Weg in der Bibel offenbart, der gut und gerecht ist. Es ist sozusagen der Weg wie man sein Leben leben kann."

<Glaubst du das wirklich? Bist du deswegen so hÀsslich?>

"Sie machen es sich da aber verdammt einfach, finden sie nicht?" erwiedere ich mittlerweile etwas gereizt, teils weil ich gerade gehört habe wie meine Flagge gekapert wurde, teils weil die mich nervt.

"Wenn es eine Betriebsanleitung fĂŒrs leben gibt, dann muss ich mir ja nicht die MĂŒhe machen alles selber rauszufinden und evtl herausfinden, dass wenn ich es zu was bringen möchte manchmal ĂŒber den Rand meines TintenfĂ€sschens zu schauen." setze ich dazu.

Beichttante schweigt betreten. Eine Woge Wrigleys Spearmint schwappt mir ins Gesicht, als BackUp den Mund aufmacht...

<OHA, Kettenraucherin, jetzt hast dus dir grade versaut SchÀtzchen...>

BackUp kann nicht Gedankenlesen, also labert sie mit Plan B los: "Haben sie die Bibel denn nicht gelesen?" fragt sie mit dem Tonfall der mich jetzt wohl schuldig fĂŒhlen machen soll...

"Ich lese keine BĂŒcher mit solch gefĂ€hrlichem Gedankengut, dass so einfach missbraucht werden kann..." lĂŒge ich ihr ins Gesicht, Tatsache aber ist das ich im Konfirmationsunterricht sie durchaus gelesen habe. Wurscht, never let your Enemy know that you have seen through his plans...

BackUp fÀllt unterdessen der fast tiefschwarze Unterkiefer auf den Boden, wenn da nicht die backen wÀren...

<Mann, mit der Fresse wĂŒrde ich auch in eine Sekte gehen, die angeblich Grenzenlose Toleranz predigt, ansonsten wĂŒrden es meine Gene ja niemals in den Genetischen Pool schaffen>

"Wieso gefÀhrlich und wer hat sie missbraucht?" fragt sie entgeistert.

"Wissen sie wer sie geschrieben hat?" kontere ich mit der Stimmlage, auf die von M.E.T. normalerweise "Use your indoor-voice" folgt. Ist aber beabsichtigt, vielleicht hört mich ein netter Chinese von nebenan und textet die beiden zu.

"Klar." antwortet sie eifrig...fast schon ambitiös... "Das waren die Apostel und eine Reihe von namentlich nicht bekannten GlÀubigen." Sie fÀngt an die Apostel aufzuzÀhlen.

<Red team scores...MIST, ich war Blue...>

"Sie wollen mir also erzÀhlen, dass sie das glauben, wer hat denn jemals einen Beweis erbracht, das die existiert haben?" unterbreche ich ein wenig weniger höflich.

"Ist die Bibel nicht Beweis genug? Es ist doch ausserdem bewiesen, das Jesus gelebt hat und das er alle jene Wunder vollbracht hat..." kommt prompt die Antwort...

<Ja, ich hab den Artikel ĂŒber das Grabtuch Jesu auch gelesen, mach mal nen Punkt>

"Also ich muss doch bitten, sie wollen mir einen Beweis mit dem Gegenstand bringen, den ich grade in Frage gestellt habe. Ich bin Naturwissenschaftler, das funktioniert bei mir nicht." Langsam wandert meine Stimmlage in die Bereiche die Opa so gerne als Kasernenhofton bezeichnet.

<AAAAAACHTUNG! LIIIIIIIINKS UM! WEGGETRETEN!>

Beichttante hat sich offenbar wieder gefangen...

"Wie beweseien sie sich denn dann ihren Glauben, Herr Schönfeld?"

<Nene, nicht mich mit meinen eigenen Argumenten erschlagen wollen, Frollein>

"Ich muss meinen Glauben nicht beweisen, ich glaube ja auch nur daran, ich WEISS es nicht. Ich muss mich meinem Glauben nach nur meinen Ahnen gegenĂŒber rechtfertigen, wenn es meine Zeit ist diese Welt zu verlassen. Wenn ich ehrenhaft gelebt habe und keine Schande ĂŒber meine Familie gebracht habe, dann bin ich in ihren Reihen willkommen." kontere ich zurĂŒck. das lĂ€sst sie wieder schweigen, wĂ€hrend BackUp wohl die Pause genutzt hat, um sich wieder eine blöde Frage aus dem Ärmel zu saugen.

"Aber jemand der anch den Regeln der Bibel lebt, lebt doch ein gutes gerechtes leben. Ohne die Bibel sind wir doch alle verloren..."

<Ja, DU bist verloren, dass sehe ich jetzt grade auch ein...>

"Soso...welche Regeln schreibt die Bibel denn vor?" frage ich mit einem Tonfall der ihr eigentlich den hinweis geben sollte, das sie gerade mit 300km/h auf eine Betonwand zusteuert, die ich extra fĂŒr sie aufgebaut habe.

"Ja die 10 Gebote, wenn ihnen der Begriff was sagt." antwortet sie.

<MĂ€dchen, du bist hĂ€sslich, das spricht schon nicht fĂŒr dich, du solltest nicht auch noch aufmĂŒpfig werden!>

"Ja richtig, du sollst nicht töten zum Besipiel." erwidere ich."Wie oft hat dieses Gebot einen Bischof davon abgehalten oder einen Inquisitor zur Gnade gestimmt. Wie gesagt, sie machen sich es so einfach, mit dieser Gebrauchsanleitung fĂŒrs Leben, so das es jedem Menschen mit Ambitionen ermöglicht sie zu manipulieren."

"Ja aber, ohne die Bibel wĂ€re doch noch viel mehr Krieg auf der Welt, wenn doch alle Menschen auf das Wort Gottes hören wĂŒrden, dann gĂ€be es auch keinen Krieg."

Mittlerweile hab ich keinen Bock mehr auf Spirituelles Gelaber, ich versuchs stattdessen ĂŒber die Naturwissenschaftliche Schiene.

"Stellen sie sich die Menschheit als ein geschlossenes System vor. Da wir globale Transportmittel haben, können alle Menschen ĂŒberall hin, sind aber auf den Planeten Erde beschrĂ€nkt. Jetzt ist es ja nun so, das die Bevölkerung des planeten steigt, in unserem geschlossenen System heisst das nun: Der Druck steigt. Mit steigendem Druck sinkt der Flammpunkt. Das heisst irgendwann reicht schon Hitze allein aus, bis sich alles entzĂŒndet...bis dann wieder genug PLatz da ist fĂŒr alle Menschen. Das Problem ist, dass Menschen solche Scherze wie Atombomben und TrĂ€ume ĂŒber die Weltherrschaft haben...was den nĂ€chsten Krieg leider sehr gefĂ€hrlich fĂŒr das geschlossene System macht."

Beichttante ist mittlerweile kreideweis, backup ist auch perplex und fÀngt an zu stottern: "So hab ich das noch nie betrachtet..."

<OHHHH, NEIN, so schnell kommt ihr beiden modernen Kunstwerke ohne Persöhnlichkeit nicht davon>

"und da haben sie das Problem mit ihrer Bibel, es gereicht bei sehr hohem Druck als ZĂŒndfunke, weil andere Menschen ihre eigene Freiheit dadurch eingeschrĂ€nkt sehen. Sie sollten sich darĂŒber im klaren sein, dass ihre Freiheit dort aufhört, wo meine anfĂ€ngt. Meine Freiheit existiert auch nur dort in meinem sehr kleinen Zimmer, hier in dem Vorraum teile ich sie mir schon mit meiner Nachbarin. Erlauben sie mir nun eine Frage: Hier in dem Haus wohnen jede Menge Leute die alle aus verschiedenen LĂ€ndern mit verschiedenen Glaubensrichtungen. Finden sie nicht, das sie mit ihren Missionarsversuchen in deren Freiheit eindringen? Es wĂ€re ihre Schuld, wenn in diesem Haus plötzlich ein Glaubenskrieg ausbricht."

<Langsam komm ich in Fahrt...>

Beichttante sieht aus als hĂ€tte sie gerade an die Pforte der Hölle geklopft und dort ihre Schwester auf dem Thron gefunden...Backup brĂŒtet aber gerade was aus...richtig, sie macht den (echt ekelig schwarzen) Mund auf.

"Aber ohne einen Glauben versinkt doch die Welt im Chaos..."

Mittlerweile deutlich gereizt und unhöflich unterbreche ich sie:

"Sie nehmen schon wieder so komische Wörter in den hÀss... in den Mund." <Oh, Oh, das hat sie nicht nett gefunden> "Wissen sie denn was Chaos ist?"

Sie schĂŒttelt den Kopf. <Dann pass mal auf!>

"Chaos ist nichts anderes als einzigartiger und vollkommener und perfekter..." Ich unterbreche...man soll Pausen amchen wenn etwas wichtiges kommt hat mein Deutschlehrer und auch Harald Schmidt gesagt.

"...Stillstand."

BackUp haucht: "jetzt kann ich ihnen nicht mehr folgen."

<Sollst du auch gar nicht. Ich hab schon meine PlÀne.>

Gönnerhaft erwiedere ich: "Ich erklÀrs ihnen. Wenn sie sich in einem Zustand perfekten Stillstands befinden, reicht schon ein einziger Gedankenimpuls aus sie in eine bestimmte Richtung fleigen zu lassen. Da der Mensch vor allem denken kann und dies auch in erster Linie tut, fliegt er gleichzitig in alle Richtungen, erscheint daher in einem zustand des Chaos."

Ich lasse das mal eine Weile wirken.

Beichttante meldet sich zaghaft zu Wort. "Passen sie auf, wir wollen nicht in ihre Freiheit eindringen, wir wollten nur reden."

"Und das haben wir, sie leben ja noch..." entgegne ich.

Ihr ist mittlerweile schon alles egal. "Ich habe zu Hause ein Buch...NICHT DIE BIBEL..." sagt sie schnell. "Es geht ĂŒber die Welt und den Glauben, ich bringe es ihnen mit..." BackUP meldet sich "Aber das liesst er doch nicht..."

<Wahnsinn, sie ist doch lernfÀhig...aber das sie ihrer Kollegin vor meinen Augen in den Ansatz fÀllt...beeindruckend...>

"Ich sehe schon, Herr Schönfeld, wir kommen mit ihnen nicht ins GeschĂ€ft..." <Wer nicht hören will, muss sich wohl erst zuschwallern lassen> "...daher wĂŒnschen wir ihnen einen schönen Tag."

LĂ€ssig erwiedere ich: "Keine Ursache, ihnen auch..." und schliesse dann endlich die TĂŒr.

ZurĂŒck im zimmer zeigt mir der Punktestand ein klares 33 zu 0 fĂŒr Rot, was mich ĂŒberlegen lĂ€sst nicht gleich wieder rauszustĂŒrmen und die beiden vor meiner TĂŒr zu kreuzigen...als stĂ€ndige Mahnung.

Aber ich muss ja zum Zahnarzt...

__________________

Treue, Tapferkeit, Menschlichkeit

Mit Zitat antworten

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Deine Meinung

Du kannst jetzt schreiben und Dich spÀter registrieren. Wenn Du ein Benutzerkonto hast, melde Dich bitte an, um mit Deinem Konto zu schreiben.

Guest
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefĂŒgt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rĂŒckgĂ€ngig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfĂŒgen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

  • Vorschau
 Teilen

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Um unsere Webseite fĂŒr Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer DatenschutzerklĂ€rung.